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Was ist Diskriminierung

Was ist Diskrimi­nierung

Diskriminierung ist eine gesellschaftliche Wirklichkeit, die zum Alltag vieler Menschen gehört. Diskriminierung bezieht sich auf Machtverhältnisse, die historisch gewachsen sind und Menschen in Kategorien einteilen, die sie privilegieren bzw. benachteiligen und abwerten.

Menschen sind aufgrund ihrer (zugeschriebenen) Herkunft, ihrer Sprache, ihres Aufenthaltsstatus, ihrer Hautfarbe oder äußeren Erscheinung, ihres Geschlechts, ihrer Religion und Weltanschauung, ihres sozialen Status, ihres Familienstandes, ihrer Behinderung, ihres Alters oder ihrer sexuellen Identität von Diskriminierung betroffen.

Diskriminierung passiert auf individueller, auf institutioneller sowie auf gesellschaftlicher/ideologischer Ebene. Sie verletzt die Würde des Menschen und widerspricht den Grund- und Menschenrechten. Denn alle Menschen sind gleich an Würde und Rechten geboren.

Es gibt einen gesetzlichen Schutz vor Diskriminierung. Bereits die Mütter und Väter des Grundgesetzes legten auf die Gleichstellung wert und verfassten den Artikel 3 im Deutschen Grundgesetz. 2006 trat dann das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) in Kraft, das Menschen die Möglichkeit gibt, sich gegen Diskriminierung zu wehren.

Dabei sind Merkmale im Gesetz aufgeführt, die besonders geschützt sind: Ziel des Gesetzes ist, Benachteiligungen aus Gründen der Rasse oder wegen der ethnischen Herkunft, des Geschlechts, der Religion oder Weltanschauung, einer Behinderung, des Alters oder der sexuellen Identität zu verhindern oder zu beseitigen.

Diskriminierungs­merkmale

Ethnische Herkunft

Begriffe: u.A. Rassismus, Gadjé-Rassismus (Antiziganismus), Antiasiatischer Rassismus, Antislawismus, Anti-Schwarzer-Rassismus, Antimuslimischer Rassismus, Linguizismus, Colorismus

Menschen, die als nicht-weiß gelesen werden, erleben in fast allen Situationen ihres Alltags Ausgrenzung, Abwertung und Demütigung. Rassismus ist eine besonders tief verankerte Form der Diskriminierung in unserer Gesellschaft, die ihre Wurzeln in der Kolonialherrschaft und weit davor hat und durch den Nationalsozialismus noch weiter verstärkt wurde. Spätestens seit der Black-Lives-Matter-Bewegung ist die Wahrnehmung von Rassismus in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Heute diskutieren wir vermehrt über Sprache und Bilder, die rassistische Strukturen reproduzieren. Die Nutzung des N*-Worts ist mittlerweile genauso verpönt wie Blackfacing zu Karneval und in den Medien. Auch kulturelle Aneignung, etwa in Form von Kostümen und Frisuren, wird stärker reflektiert. Selbstbezeichnungen wie Schwarz (großgeschrieben) und PoC (People of Colour) halten Einzug in unsere gesprochene und geschriebene Sprache.

Der Begriff „Rassismus“ selbst wird kritisch betrachtet, da Menschen nicht in unterschiedliche „Rassen“ eingeteilt werden können. Dennoch hat sich der Begriff über die falsche naturwissenschaftliche Bezeichnung hinaus entwickelt und wird heute als Synonym für kulturelle und ethnische Diskriminierung verwendet. Auch die Verwendung des Begriffs in offiziellen Dokumenten, wie etwa im Grundgesetz in Artikel 3, bleibt ein Thema kontroverser Diskussionen.

Bestimmte Formen von Rassismus rücken in spezifischen Kontexten besonders in den Fokus. Während der Corona-Pandemie nahm der antiasiatische Rassismus zu: Menschen, die als asiatisch gelesen werden, insbesondere chinesisch, wurden vermehrt zur Zielscheibe von Anfeindungen und Gewalt, weil sie pauschal für das Virus verantwortlich gemacht wurden. Ebenso erleben seit Beginn des Krieges in der Ukraine Menschen, die Russisch sprechen, vermehrt Ausgrenzungen und Anfeindungen im Rahmen des sogenannten Antislawismus. Diese Entwicklungen zeigen, wie tief verwurzelt rassistische Strukturen in der Gesellschaft sind und wie flexibel sie sich an aktuelle gesellschaftliche und politische Kontexte anpassen können.


Geschlecht und geschlechtliche Identität

Begriffe: u.A. Sexismus, Cis-Sexismus, Trans*feindlichkeit

Sexismus beschreibt die alltägliche und strukturelle Abwertung von Frauen oder weiblich gelesenen Personen und basiert auf der Annahme, dass diese dem Mann „von Natur aus“ unterlegen seien. Diese Vorstellung gründet auf einem zweigeschlechtlichen Weltbild, das inzwischen wissenschaftlich überholt ist. Wir wissen heute, dass es mehr als nur zwei Geschlechter gibt, wie beispielsweise männlich, weiblich, nicht-binär und inter. In vielen Kulturen wird diese geschlechtliche Vielfalt stärker wahrgenommen als derzeit in Deutschland. Deshalb wird der Begriff „Sexismus“ inzwischen auch für Abwertungen aller Personen verwendet, die nicht als cis-männlich gelesen werden.

Das Geschlecht einer Person wird in Deutschland meist bei der Geburt aufgrund eines äußeren Merkmals zugewiesen und in die Geburtsurkunde eingetragen. Wenn diese Zuschreibung mit der eigenen Geschlechtsidentität einer Person übereinstimmt, wird diese als cis-geschlechtlich bezeichnet. Doch das „wahre Geschlecht“ einer Person ist nicht allein von diesem äußeren Merkmal abhängig. Faktoren wie Gene, Hormone, die eigene Empfindung der Geschlechtsidentität und der gewünschte Ausdruck spielen übergeordnete Rollen. Nur die Person selbst kann ihr Geschlecht bestimmen, niemals jemand anderes allein durch äußere Betrachtung.

Um alle Menschen unabhängig von ihrem Geschlecht sprachlich einzuschließen, wird heute oft ein *, ein :, oder ein Binnen-I verwendet. Diese Zeichen signalisieren durch eine sprachliche Pause und einen sichtbaren Abstand, dass es zwischen den weiblichen und männlichen Formen eine geschlechtliche Vielfalt gibt. Gleichzeitig wird durch diese Praxis die weibliche Form hörbar mit einbezogen.


Religion und Weltanschauung

Begriffe: u.A. Antisemitismus, Antimuslimischer Rassismus

Unsere Welt ist heute stark globalisiert, was dazu führt, dass Menschen international leben, arbeiten und lieben. Religion und Weltanschauungen sind dabei sehr persönliche Wertvorstellungen, die jede Person unabhängig von ihrem Aufenthaltsort beibehält und überall hin mitnimmt. Infolgedessen kommen wir immer mehr mit einer Vielfalt an Religionen und Weltanschauungen in Berührung, was wiederum die Frage aufwirft, was als „Norm“ in Bezug auf Religion und Weltanschauung gilt und wer von dieser Norm abweicht.

In Deutschland äußert sich diese Vielfalt unter anderem durch das Auftreten spezifischer Formen von Diskriminierung. Zwei häufige Erscheinungsformen sind der Antisemitismus, also die Diskriminierung von Menschen jüdischen Glaubens oder von Menschen, die als jüdisch gelesen werden, sowie der antimuslimische Rassismus, der die Diskriminierung von Muslim*innen oder von Menschen, die als muslimisch gelesen werden, bezeichnet.

Wie alle Diskriminierungsformen haben auch Diskriminierungen aufgrund von Religion und Weltanschauung tiefgreifende Auswirkungen auf das Leben der betroffenen Personen. Auch die Freiheit der Religionsausübung wird bedroht, und es kommt zur Verbreitung von Verschwörungsmythen, die das gesellschaftliche Klima zusätzlich belasten.


Behinderung und chronische Erkrankung

Begriffe: u.A. Ableismus, Audismus

Für viele Menschen mit Behinderung ist der Alltag eine ständige Auseinandersetzung mit fehlender Inklusion und unzureichender Unterstützung. Ihre Themen sind dabei so vielfältig wie die Formen ihrer Einschränkungen. Behinderungen können sowohl sichtbar als auch unsichtbar sein, wie zum Beispiel geistige und seelische Behinderungen. Tatsächlich sind mehr als 90 % der Schwerbehinderungen nicht angeboren, sondern das Ergebnis von Erkrankungen.

Eine gute Vorstellung davon, wie Menschen mit Behinderung ihre Diskriminierung wahrnehmen, bietet das Wort „beHinderung“ selbst. Viele empfinden sich nicht als behindert, sondern fühlen sich von der Gesellschaft „beHindert“. Beispiele dafür sind der Mangel an barrierearmen Wegen und Zugängen oder die fehlende Anerkennung der Gebärdensprache als offizielle Sprache wie Türkisch und Deutsch.

Das Mitdenken von Menschen mit Behinderung in alltäglichen Planungen sowie die Achtsamkeit in der Sprache sind daher zentrale Anliegen der Antidiskriminierungsarbeit.


Alter

Begriffe: u.A. Ageism, Adultismus, Altendiskriminierung, Altersdiskriminierung

Ein wenig bekannter Diskriminierungsgrund ist das Alter, was zeigt, wie wenig Bewusstsein es für dieses Thema gibt – erkennbar auch daran, dass das Wort „Ageism“ noch stark an das Englische angelehnt ist.

Altersdiskriminierung kann in vielen Bereichen des Lebens auftreten, wie beispielsweise bei der Wohnungssuche oder der Beschäftigung. So werden ältere Menschen seltener in neue Arbeitsstellen eingestellt und Wohnungen werden manchmal ohne Vorliegen sachlicher Gründe nicht an Familien mit Kindern vermietet. Dies sind nur zwei Beispiele dafür, wie das Alter als Grund für Diskriminierung dienen kann.


Sexuelle Orientierung und Identität

Begriff: u.A. Hetero-Sexismus, Queerfeindlichkeit, Homofeindlichkeit

Die Gesetzgebung spricht von „sexueller Identität“, obwohl es sich hierbei eher um „sexuelle Orientierung“ handelt, da es nicht um die geschlechtliche Identität, sondern vielmehr um die amouröse oder sexuelle Neigung einer Person geht. Diese umfasst verschiedene Formen wie Homosexualität, Asexualität, Pansexualität und Bisexualität. Alle im Text genannten Beispiele von Geschlecht sowie sexueller oder amouröser Orientierung sind jedoch nicht abschließend; die Selbstbezeichnung jeglicher Personen sollte stets Vorrang haben.

Menschen, die nicht heteronormativ leben oder lieben, erfahren oft Diskriminierung durch Hetero-Sexismus. Dieser Begriff beschreibt die Ausgrenzung von Personen, die nicht in einer gegengeschlechtlichen (Mann-Frau) oder monogamen Beziehung leben oder diese anstreben. Sie werden als minderwertig betrachtet und sowohl im Alltag als auch strukturell diskriminiert.

Ein Beispiel für diese Diskriminierung ist, dass gleichgeschlechtliche Paare mit Kindern noch nicht gleichberechtigt als Eltern wahrgenommen werden und gesetzlich verankerte Nachteile gegenüber heterosexuellen Paaren haben. Homosexuelle Menschen haben weiterhin Schwierigkeiten auf dem Wohnungs- und Arbeitsmarkt und sind auch eher gefährdet, Angriffe und Gewalt zu erleben, wenn sie sich öffentlich zu ihrer Liebe bekennen. Es ist wichtig zu beachten, dass Hetero-Sexismus nicht mit Cis-Sexismus verwechselt werden sollte, bei dem die Ausgrenzung anhand des (zugeschriebenen) Geschlechts erfolgt.


Aussehen

Begriffe: u.A. Lookismus, Colorism, Bodyshaming, Fatshaming, Bodyismus

Die Diskriminierung aufgrund des Aussehens ist zwar nicht vom AGG gesetzlich geschützt, aber dennoch Teil des Alltags vieler Menschen.

Diese Form der Diskriminierung, auch als Lookismus bezeichnet, kann zu Beleidigungen, Ausgrenzung und Demütigung führen und betrifft Menschen mit den unterschiedlichsten Erscheinungsbildern. Die Vielfalt der möglichen Diskriminierungsgründe ist dabei sehr groß: Sie reicht von selbstgewählten Merkmalen wie Tätowierungen, Piercings und bestimmten Frisuren bis hin zu angeborenen Merkmalen wie Muttermalen, Feuermalen, Hautfarbe, Körpergröße und Gewicht.

Die Grenzen zu anderen Diskriminierungsformen wie Rassismus und Ableismus sind oft fließend. Aus diesem Grund fordern Aktivist*innen in der Antidiskriminierungsarbeit schon lange, dass auch das Aussehen als Merkmal gesetzlich geschützt wird, um Menschen in ihrer selbstgewählten und biologischen Vielfalt gleichberechtigt anzuerkennen.


Sozialer Status

Begriffe: u.A. Klassismus

In einer Leistungsgesellschaft ist Diskriminierung aufgrund der sozialen Herkunft oder des sozialen Status besonders schwer erklärbar.

Diese Form der Diskriminierung, auch als Klassismus bekannt, trifft oft Menschen wie Obdachlose, Arbeitslose und Alleinerziehende. Ihnen werden viele Vorurteile und Stereotypen entgegengebracht, die ihre soziale Situation als selbstverschuldet darstellen. Dabei gibt es weit mehr Geschichten und Hintergründe, als es die Vorurteile suggerieren – dies wird oft deutlich, wenn man sich die Mühe macht, genauer hinzusehen.

Aus diesem Grund beraten Antidiskriminierungsstellen auch Menschen, die von Klassismus betroffen sind, selbst wenn es keine gesetzlichen Grundlagen zu ihrem Schutz gibt.

Diskriminierung durch Maschinen

Wie Maschinen diskriminieren – Facial Recognition & the Matrix of Domination

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